Die Nachwuchsarbeit der Feuerwehren garantiert, dass der Katastrophenschutz auch in den nächsten Jahrzehnten zuverlässig und kompetent geleistet werden kann. Denn von den mehr als 20.000 Feuerwehren in Deutschland sind rund 96 Prozent ehrenamtlich besetzt. Sie sind eine feste und unverzichtbare Stütze der Gesellschaft – aber sie brauchen Nachwuchs.
Mehr als 110.000 ehrenamtliche Jugendleiterinnen und -leiter sowie Betreuende kümmern sich in der Freiwilligen Feuerwehr, neben ihrem normalen Einsatzdienst, um die Nachwuchsarbeit. Sie bilden die Kinder und Jugendlichen in Feuerwehrtechnik und -taktik aus, sie lehren Menschenrettung, Brandbekämpfung und Vorbeugenden Brandschutz. Aber auch bei den Freiwilligen Feuerwehren machen sich der demografische Wandel und die sich verändernden Lebensverhältnisse bemerkbar. Und das kann verheerende Auswirkungen haben.
Für uns als Deutsche Jugendfeuerwehr (DJF) ist deshalb klar: Die Jugendfeuerwehren und Kindergruppen in der Feuerwehr sind unsere Zukunft. Es ist unbezahlbar, wenn die Mädchen und Jungen erkennen, dass sie und ihr Engagement bereits in ihrem jungen Alter die Welt verändern können. Dieses Engagement muss unterstützt und gefördert werden. Die DJF richtet die folgenden Positionen an die Politik, um die Arbeit in und mit den Jugendfeuerwehren und Kindergruppen in der Feuerwehr auch weiterhin zukunftsfähig gestalten zu können.
Finanzielle Rahmenbedingungen
Die DJF und ihre Mitgliedsverbände gestalten neben der feuerwehrtechnischen Ausbildung gleichwertig freie, allgemeine Jugendarbeit im Sinne des § 12 Sozialgesetzbuch VIII und verstehen sich neben der Familie und der Schule als ein weiteres wichtiges Erziehungsfeld. Um diese verlässliche Jugendverbandsarbeit zukunftssicher aufzustellen, muss der Kinder- und Jugendplan des Bundes (KJP) gestärkt und bedarfsgerecht ausgestattet werden. Konkret heißt das beispielsweise für die Bundesebene zunächst eine dezidierte Aufstockung im Vergleich zum Bundeshaushalt vergangener Jahre. Zusätzlich gilt es, bürokratiearme kurzfristige Förderprojekte aufzulegen, welche den Jugendverbänden Handlungsoptionen geben, auf aktuelle jugendpolitische und gesellschaftliche Themen reagieren zu können.
Demokratieförderung
In den Jugendfeuerwehren und Kindergruppen in der Feuerwehr wird Demokratie gelebt und Demokratiebewusstsein gefördert. Vor dem Hintergrund der Zunahme demokratiefeindlicher Strömungen in unserer Gesellschaft werden Kinder und Jugendliche zunehmend verunsichert sowie gezielt mit Desinformationen gesteuert und instrumentalisiert. Die DJF folgt unermüdlich dem Leitmotiv „Unsere Welt ist bunt“. Deshalb fordern wir eine spürbare Ausweitung der Demokratieförderung sowie eine massive Stärkung und Investition in die demokratische Zivilgesellschaft, die tagtäglich Demokratie mit Leben füllt und gegen Rechtsextreme verteidigt.
Fördermittel für Projekte zur Demokratieförderung sind dafür in den Gemeinde- und Stadtjugendfeuerwehren bürokratiearm zur Verfügung zu stellen. Es braucht eine zielgruppengerechte Arbeit mit Kindern und Jugendlichen zur Stärkung der Erinnerungskultur sowie zur Prävention gegen demokratiefeindliches Gedankengut. Der Einsatz für eine nicht-diskriminierende Sprache und Kommunikation (u. a. auch der Verzicht auf Klischeebilder in der visuellen Kommunikation) muss gefördert werden; rassismuskritische Perspektiven in der Ausbildung von Jugendleitenden sind zu verankern.
Förderung des ehrenamtlichen Engagements
Nachwuchsarbeit in den Freiwilligen Feuerwehren vor Ort wird fast ausschließlich ehrenamtlich geleistet. Ehrenamtliche Akteurinnen und Akteure gestalten maßgeblich die Jugendverbandsarbeit im Bereich der Feuerwehren. Eine umfassende Förderung von freiwilligem Engagement ist die Grundlage für diese erfolgreiche Arbeit. Die finanzielle Förderung von Jugendfeuerwehr-Verbandsarbeit ist dafür zu sichern sowie dynamisch zu erhöhen. Es braucht eine solide, auf Dauer angelegte und verlässliche finanzielle Unterstützung zur Weiterentwicklung ehrenamtlicher Strukturen entsprechend der sich ändernden Bedürfnisse und Interessen junger Menschen. Eine Anerkennung und Wertschätzung von Jugendfeuerwehr-Verbandsarbeit kann zum Beispiel durch die Beteiligung engagierter Mandatsträger/-innen bspw. an regionalen Entwicklungsprozessen und Gremien erfolgen.
Darüber hinaus ist die Entwicklung innovativer selbstorganisierter Formate des ehrenamtlichen Engagements junger Menschen in der Jugendverbandsarbeit bei der Öffnung von Vereinen und Verbänden in ländlichen Räumen hin zu selbstorganisierten Angeboten für Kinder und Jugendliche zu unterstützen. Vereine und Verbände brauchen Maßnahmen zur Bürokratieentlastung! Zudem braucht es die fachliche Unterstützung ehrenamtlicher junger Menschen durch Angebote der Aus- und Fortbildung sowie eine bundesweit einheitliche Regelung zur Freistellung durch Arbeitgeber/-innen für ehrenamtliches Engagement.
Kinderrechte ins Grundgesetz
Die DJF setzt sich nicht nur für die Sicherung des Feuerwehrnachwuchses ein – sie formt und lebt auch Werte, die unsere Mitglieder täglich prägen. Unsere Überzeugungen werden nicht nur von den Jugendlichen, sondern auch von den engagierten Jugendwartinnen und -warten und anderen Führungspersonen demokratisch in der Jugendfeuerwehr umgesetzt. Jedes Kind hat ein Recht auf Schutz, Förderung und Beteiligung. Bei allen Maßnahmen, die Kinder betreffen, ist zudem ihr Wohl ein Gesichtspunkt, der vorrangig zu berücksichtigen ist. Dennoch werden die Belange und Rechte von Kindern und Jugendlichen bis heute bei Entscheidungen in Politik, Verwaltung und Rechtsprechung nicht ausreichend berücksichtigt. Deshalb setzt sich die DJF aktiv für die Stärkung von Kinderrechten ein.
Wenn die Rechte von Kindern im Grundgesetz verankert sind, stärkt das nicht nur die Kinder, sondern die gesamte Gesellschaft. Deshalb müssen Kinderrechte ins Grundgesetz aufgenommen werden. Die Jugendbeteiligung auf Bundesebene ist zu stärken und muss gesetzlich verankert werden. Jedem Vorhaben der Bundesregierung sollte ein angemessener und zielgruppengerechter Informations- und Beteiligungsprozess vorangehen.
Ausbau von Bildungsangeboten
Insbesondere im ländlichen Raum müssen Bildungsangebote gestärkt und ausgebaut werden, um jungen Menschen heimatnah echte Perspektiven zu bieten. Das ist für das Ehrenamt Feuerwehr in der Fläche überlebenswichtig. Außerschulische Bildung, non-formales Lernen und Qualifizierungsangebote in und von Jugendfeuerwehr-Verbänden sind dafür zu sichern sowie als eigenständiger Teil von Bildungslandschaften zu stärken. Mehr noch: Jugendfeuerwehr-Verbände sind als gleichberechtigte Kooperationspartner anzuerkennen.
Für die Freizeitgestaltung braucht es altersgerechte Zeitkorridore außerhalb von (Ganztags-)Schule. Jugendfeuerwehr-Verbände sind in die Konzeptionierung regionaler Bildungslandschaften und die Mitbestimmung junger Menschen auf Augenhöhe einzubeziehen. Es braucht digitale Bildungsangebote und digitale Bildungsinfrastrukturen in ländlichen Räumen in allen Bildungsbereichen (Breitbandausbau und -anschluss, digitaler Unterricht als Bestandteil der Aus- und Weiterbildung der Lehrkräfte, digitale Ausstattung, konzeptionelle Umstellung des Lehrangebots etc.).
Mobilität
In Bezug auf die Erarbeitung regionaler Verkehrskonzepte müssen junge Menschen systematisch beteiligt werden, um insbesondere die Bedürfnisse der Jugendlichen im ländlichen Raum konkret mit zu berücksichtigen. Jugendgerechte, sichere Verkehrskonzepte in ländlichen Räumen sind zu entwickeln und zu fördern, so zum Beispiel zur Sicherstellung elternunabhängiger Mobilität in Abend- und Nachtstunden sowie am Wochenende. Darüber hinaus braucht es eine Weiterentwicklung und Förderung flexibler, zielgruppenorientierter ÖPNV-Modelle (z. B. Ruf- oder Eventbusse) und die Unterstützung ehrenamtlicher Fahrdienste.
Zur Sicherstellung der Barrierefreiheit braucht es ein Bildungsticket für Schüler/-innen, Auszubildende, Freiwilligendienstleistende und Inhaber/-innen der Juleica (Jugendleiter/-innen-Card), welches ein Jahr lang rund um die Uhr durch eine überregionale Vernetzung von Verkehrsverbünden oder gesetzliche Regelung (bundesweit) gilt. Haltestellen und Verkehrsmittel sind barrierefrei zu gestalten.
Digitale Infrastruktur
Junge Menschen für Jugendverbandsarbeit und Teilhabe zu begeistern, funktioniert nur, wenn sie überall und jederzeit erlebbar ist. Dafür ist die digitale Infrastruktur der Schlüssel zum Erfolg. Die digitale Versorgung muss dafür in den Katalog der Maßnahmen zur Daseinsvorsorge aufgenommen werden. Es braucht eine flächendeckend auf Glasfaser und 5G (bzw. aktuelle Standards) setzende Infrastrukturpolitik sowie die bundesweit gesetzlich verankerte Netzneutralität. Öffentliche WLAN-Hotspots in Dörfern und Städten in ländlichen Regionen müssen gefördert und ihre dauerhafte Funktion sichergestellt werden.
Als DJF setzen wir uns außerdem für die Bereitstellung kostenfreier Hardware für Kinder und Jugendliche in prekären Lebenslagen ein. Digitale Medien sind zur Beteiligung junger Menschen an kommunalpolitischen Debatten und Entscheidungen zu verwenden. Es braucht eine verbindliche Mitbestimmung junger Menschen bei der Entwicklung lokaler und regionaler Digitalisierungsstrategien.
Die Positionen der DJF zur Zukunft der Nachwuchsförderung als PDF zum Download