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Nicht nur löschen, wenn es brennt!

Gemeinsam für Antirassismus in den Jugendfeuerwehren und den Kindergruppen in den Feuerwehren

"Rassismus steckt sehr tief in unserer Kultur und unserer Gesellschaft drin. Mit drei Gruppennachmittagen zum Thema und einem schicken Flyer wird man nicht immun gegen rassistisches Denken. Umso wichtiger ist es deshalb, sich mit dem Thema immer wieder auseinanderzusetzen und die eigenen Denkmuster zu hinterfragen.“ 
Karsten Gäbler, Fachausschuss-Vorsitzender Jugendpolitik & Integration

Rassismus ist in Deutschland gesellschaftliche Realität. Täglich werden Menschen aufgrund ihres Aussehens oder ihrer zugeschriebenen Herkunft Ziel rassistischer Gewalt. Rechtspopulistische Gruppen und Parteien versuchen, rassistische Sprech- und Verhaltensweisen in Parlamenten wie im Alltag zu normalisieren und die Gesellschaft weiter nach rechts zu rücken.

Zugleich ist Rassismus kein ausschließliches Problem des rechten politischen Randes, sondern findet sich auch in der Mitte der Gesellschaft – denn neben dem offenen, radikalen Rassismus gibt es einen bislang viel zu wenig thematisierten Alltagsrassismus. Dieser entwürdigt und diskriminiert Menschen, die von der Mehrheitsgesellschaft als "anders" definiert werden (zum Beispiel Schwarze Menschen und People of Color), verwehrt ihnen gleiche Chancen beispielsweise auf dem Arbeits- und Wohnungsmarkt oder in Bildungseinrichtungen und spielt ihre Diskriminierungserfahrungen systematisch herunter.

Nicht selten geht rassistische Abwertung mit anderen Formen der Diskriminierung einher, wie etwa der Benachteiligung aufgrund des Geschlechtes, der sexuellen Orientierung, der Religionszugehörigkeit oder des sozialen Status. Diese allgegenwärtigen Diskriminierungen, insbesondere Rassismus, finden sich überall in unserer Gesellschaft. Als Teil der Gesellschaft müssen wir uns dem auch in den Jugendfeuerwehren und Kindergruppen in den Feuerwehren stellen!

Für eine vielfältige, offene und solidarische Gesellschaft

Als Jugendverband und Teil der Feuerwehr stehen wir in einer besonderen Verantwortung, uns gegen jegliche Formen der Ausgrenzung, Abwertung und Diskriminierung einzusetzen und zum Abbau des strukturellen Rassismus in unserer Gesellschaft beizutragen.

Kinder und Jugendliche sollen in unseren Reihen jederzeit einen sicheren Ort vorfinden, an dem sie sich gleichberechtigt und mit gleichen Chancen entwickeln und teilhaben können. Als zivilgesellschaftlicher Akteur setzen sich Jugendfeuerwehren und Kindergruppen in den Feuerwehren für eine vielfältige, offene und solidarische Gesellschaft ein. Das Bekenntnis der Feuerwehren zum sozialen und humanitären Engagement und unsere Grundwerte sind mit rassistischen Denk- und Verhaltensmustern – in ihrer radikalen und alltäglichen Erscheinungsform – unvereinbar!

Die Deutsche Jugendfeuerwehr hat sich mit einer Vielzahl an Initiativen klar gegen Rassismus und Diskriminierung positioniert. Doch auch eindeutige Bekenntnisse schützen nicht davor, dass Menschen in den Jugendfeuerwehren und Kindergruppen in den Feuerwehren mitunter Rassismuserfahrungen machen müssen. Häufig sind solche rassistischen Übergriffe nicht beabsichtigt und nicht bewusst – dennoch treffen und verletzen sie Menschen. Da viele der bei uns engagierten Menschen als Angehörige der weißen Mehrheitsgesellschaft keine Rassismuserfahrungen machen müssen, fehlt oft der Blick für die rassistische Alltagskultur und die Formen der Diskriminierung. Zudem führt die Auseinandersetzung mit radikalen Formen des Rassismus leicht dazu, das Problem des Rassismus als ausreichend behandelt misszuverstehen und nur an den gesellschaftlichen Rändern zu verorten.

Wir erkennen als Verband dieses Problem an und verpflichten uns zu Antirassismusarbeit – insbesondere in den eigenen Reihen – als eine dauerhafte Querschnittsaufgabe. Antirassismus begreifen wir als eine Haltung, die nicht nur einfach "gegen Rassismus" ist, sondern sich aktiv und informiert für Veränderung einsetzt. Dazu gehört unter anderem, rassistische Erfahrungen und Ungleichbehandlungen sichtbar zu machen, sich eigene Privilegien zu vergegenwärtigen und gegen menschenverachtende Einstellungen und Handlungsweisen (bzw. ihre Verharmlosung) vorzugehen.

Verbandliche Antirassismusarbeit

... umfasst für uns in den Jugendfeuerwehren und Kindergruppen in den Feuerwehren insbesondere:

  • die Entwicklung einer innerverbandlichen Kultur des Zuhörens, die rassistische Erfahrungen ernst nimmt;
  • das entschiedene Eintreten gegen Leugnung und Verharmlosung von Rassismus innerhalb und außerhalb des Verbandes;
  • die konsequente Verfolgung rassistischer Übergriffe durch Angehörige der Jugendfeuerwehren und Kindergruppen in den Feuerwehren;
  • die Verankerung rassismuskritischer Perspektiven in der Ausbildung unserer Jugendleitungen;
  • verstärkte Seminar- und Projektarbeit zur Geschichte von Rassismus und Diskriminierung im eigenen Ort (besonders zu Nationalsozialismus und Kolonialismus);
  • die Sensibilisierung des Führungspersonals in den Feuerwehren und insbesondere in der Nachwuchsarbeit für unbewusste Ausschlussprozesse, den Umgang mit Minderheiten und Chancenungleichheit;
  • der Einsatz für eine nicht-diskriminierende Sprache und Kommunikation in unserem Verband (u. a. auch Verzicht auf Klischeebilder in der visuellen Kommunikation) und
  • die Solidarisierung mit antirassistischen Initiativen und der lokale Einsatz für Antirassismusarbeit (gemeinsam mit unseren Partnern vor Ort).