Konferenz "Nah dran"
Wir alle sind Zivilgesellschaft
Mehr als 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind am 24. und 25.11.2011 der Einladung der Deutschen Jugendfeuerwehr nach Potsdam gefolgt, um sich mit Fragen rund um Demokratieförderung, Extremismusprävention und den ganz konkreten Chancen, Möglichkeiten aber auch Grenzen vor allem der Jugendverbandsarbeit in den ländlichen Regionen Ostdeutschlands auseinanderzusetzen. Beeinflusst waren die Inhalte des Fachkongresses durch die aktuellen Naziverbrechen der so genannten Zwickauer Terrorzelle und der umso wichtigeren Bedeutung der Zivilgesellschaft. Es war der erste Fachkongress des Bundesprogramms „Zusammenhalt durch Teilhabe“.
Der Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes, Hans-Peter Kröger, eröffnete den Kongress: „Seit Tagen schauen wir sprachlos in einen braunen Abgrund. Nah dran an Demokratie zu sein – das bedeutet deswegen das Zusammentreffen vieler gesellschaftlicher Akteure. Denn es ist die Zivilgesellschaft, die einen Staat lebenswert hält.“
Der Beauftragte der Bundesregierung für die Neuen Bundesländer, Dr. Christoph Bergner, betonte in seiner Rede den Wunsch an alle Bürgerinnen und Bürger, sich wieder mehr auf das Grundgesetz zu besinnen. „Die Idee der universellen Menschenwürde – das muss über allem stehen. Wir müssen die Immunität gegen rechtsextremistisches Gedankengut wecken.“
Der rbb-Moderator und Journalist Jörg Thadeusz rüttelte in seinem Vortrag gewaltig an der medialen Verantwortung und brachte eine heitere Stimmung in den Saal. „Die Medien gaukeln uns vor, was da draußen passiert. Aber Sie alle hier sind wunderbare Anwälte. Sie können die Menschen vor Ort anregen, sich zu engagieren. Nutzen Sie ihre Autorität und erzählen Sie den Presseleuten, was im Alltag in ihrem Ort geleistet wird.“ Und auch seine Bewunderung für die Feuerwehr brachte er wertschätzend zum Ausdruck: „Der unmittelbare Kern der Hilfsbereitschaft – so wie ich ihn schon oft erlebt habe – das ist die Feuerwehr. In vielen Orten sind sie die einzigen Pioniere, die wirklich da sind, wenn man sie braucht."
Neben den eindrucksvollen Begrüßungsworten wurde auch eine erste Bilanz zum Bundesprogramm „Zusammenhalt durch Teilhabe“ gezogen. Programmleiterin Ute Seckendorf sprach voller Lob und Respekt den Akteuren vor Ort ihre tiefe Anerkennung aus.
„Im Bundesprogramm haben wir es uns von Beginn an zur Aufgabe gemacht, Zielgruppen im ländlichen Raum zu erreichen, die sonst raus gefallen sind. Das haben wir geschafft. Feuerwehren, Wohlfahrtsverbände, Sportvereine – sie alle haben wir in bisher über 100 umgesetzten Projekten erreichen können. Und ich bin begeistert von dem Engagement der Leute vor Ort. Das verdient große Wertschätzung.“ Der Leiter des Referats Politische Bildung im Bundesministerium des Innern, Dr. Axel Lubinski, betonte den Bezug zur Demokratie: „Wie die Werte unseres Grundgesetztes umgesetzt werden, wird in Vereinen, Verbänden oder auch im Freundeskreis entschieden. Das sind die wahren Orte der Demokratie“.
Nach diesen einführenden Worten, Einschätzungen und Stellungnahmen begann die konkrete Auseinandersetzung mit den Kongressthemen. In einer Podiumsdiskussion erörterten die Begrüßungsredner noch einmal die Herausforderungen der Projektarbeit im ländlichen Raum. Eindrücke aus der Basis wurden dann an zwei Tagen in zehn Fachforen geteilt, diskutiert und weiterentwickelt. Dabei ging es um Möglichkeiten der politischen Arbeit, Ehrenamts-Akquise, Entwicklungsprozesse in Vereinen, Erfolgschancen von Bürgerinitiativen, PR- und Kommunikationsstrategien sowie Kooperationen von Vereinen und Unternehmen. Das Spektrum der Themen war breit, die Laune der Teilnehmerinnen und Teilnehmer gut. Und geprägt war der Kongress zwei Tage von der einen gemeinsamen Stimmung: Wir alle sind Zivilgesellschaft – und wir alle können etwas tun!
Der Fachkongress war eine wichtige Plattform für die vielen verschiedenen Akteure aus ländlichen Regionen. Uns hat er wieder einmal deutlich gemacht, welch wichtige Funktion hier die Feuerwehren und Jugendfeuerwehren haben. Am Bundesprogramm „Zusammenhalt durch Teilhabe“ nehmen auch Landesjugendfeuerwehren und Landesfeuerwehrverbände in Ostdeutschland teil.